Challenge
Erkenne deine Denkmuster und schärfe deine Wahrnehmung
Schon vor 1600 Jahren schrieb Patanjali, der Vater des Yoga, über die Verwirrung des Geistes durch Erinnerung [1]. Durch die subjektive Interpretation von etwas Erlebtem erzeugen wir eine prägende Erinnerung, die uns die Gegenwart erschweren kann. Wir können so die Konsequenzen unseres eigenen Handelns nicht richtig einordnen und erleben Frustration.
Denkmuster: Ich tu nicht was ich will
Unsere Erinnerung und Erfahrung prägen Denkmuster im Kopf, die schliesslich entscheiden, zu welchen Handlungen wir uns fähig fühlen. Wie gerade beschrieben, spiegeln diese Denkmuster allerdings nur eine Interpretation der Realität und weniger die Fakten. So gewöhnen wir uns Gedanken und Gewohnheiten an, die unkonstruktiv sind und mit unserer eigentlichen Einstellung nicht übereinstimmen - z.B. glaubt man an gesunde Ernährung, kann aber trotzdem das Junk Food nicht seinlassen.
Um aus so einem schädlichen Denkmuster auszubrechen, muss man zuerst erkennen worum es sich genau handelt. Diese Selbstreflexion macht sicher nicht immer Spass, zahlt sich aber langfristig aus, zum Beispiel weil du fokussierter, überlegter und gelassener wirst. Dafür wendest du dein Bewusstsein einmal auf dich selbst, dein Handeln und seine Konsequenzen [2]. Stehen dir die Haare schon zu Berge? Keine Angst, wir gehen hier nicht zu tief, aber einen kleinen Blick ins Innere musst du dir schon zutrauen.
Glaubenssätze: Ich kann das nicht! Oder doch?
Unsere Denkmuster werden von Glaubenssätzen dominiert [3]. Das sind allgemeine Aussagen die wir uns selbst mitgeben und oft aus dem Land der Selbstzerstörung stammen: Ich kann das nicht, ich werden dazu nie fähig sein, alle hassen mich, ich bin zu dick, … Wenn wir in solchen Gedanken gefangen sind, werden sie zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung: wenn ich jeden Tag denke, dass ich niemals einen Handstand machen kann, werde ich ihn entweder nie versuchen oder unmotiviert und unstrukturiert üben, wodurch meine Vorahnung wahr wird. Ich fühle mich dann seltsamerweise sogar gut, weil ich es ja schon immer gewusst habe und endlich bestätigt werde.
Ich kann das und ich tu es!
Um destruktive Denkmuster zu bekämpfen, sollte man sie zunächst erkennen und kann sie dann mit positiven Gedanken ersetzen. Um bei dem Beispiel zu bleiben, wurde meine Handstand-Situation von mir selbst verursacht, denn ich habe mich nie auf das Trainieren eines Handstands konzentriert. Als produktive Antwort auf meinen falschen Glaubenssatz hole ich mir Hilfe beim Üben und trainiere täglich gezielt die richtige Muskulatur, bis ich ohne Hilfe frei auf den Händen stehen kann. Meine negative Erfahrung von Unfähigkeit wird so zu etwas konstruktivem. Dafür musste ich aber zuerst meine Gedanken erfassen, brauche ein bisschen realistischen Optimismus und kann dann einen Plan ausarbeiten, mit dem ich das Denkmuster durchbrechen und ersetzen kann. Mein neuer Glaubenssatz ist: Ich kann zurzeit keinen Handstand, aber ich kann dafür gezielt trainieren um ihn zu lernen.
Übungsablauf
Übung 1: Selbstreflexion der Gefühle
Denke über eine Situation der letzten Woche nach, in der du innerlich aufgewühlt warst. Schreibe zuerst die Fakten der Situation auf, also was objektiv geschehen ist. Ergänze deine Emotionen zu dieser Situation und überlege dir, welcher Teil der Realität vielleicht durch deine Gefühle überschrieben wurde, also was deine eigene Interpretation war und was tatsächlich geschehen ist. Wodurch konkret wurdest du aufgewühlt und auf welche Erinnerung oder Denkmuster könnte dieses Gefühl bezogen sein? Ist das Gefühl wirklich durch die Handlung anderer entstanden oder geht es auf deine eigene Erfahrung und Erinnerung zurück?
Übung 2: Selbstreflexion der Gedanken
Welche Glaubenssätze sind in deinem Kopf verankert? Überlege dir einen Satz, der häufig in deiner Gedankenwelt auftritt und schau ihn dir genau an. Wenn dir spontan nichts einfällt, achte einen Tag lang auf unproduktive Gedanken wie „ich kann das nicht“ und greife heraus was in dem Moment besonders hinderlich ist. Kannst du erkennen wohin der Gedanke dich führt, welche weiteren Gedanken, Worte oder Handlungen daraus resultieren? Was bleibt dir verwehrt, solange du diesen Glaubenssatz in deinen Gedanken behältst? Nun ersetze ihn mit etwas positiven, z.B. „ich werde das nie schaffen“ mit „ich habe es nie richtig probiert“ und überlege dir einen ersten Handlungsschritt, der möglichst einfach und realistisch ist. Setze die Umsetzung dieser Handlung in deinem Kalender fest und probier es aus!
Quellen und Verweise
[1] Kalashatra Govinda: Yoga-Sutra: Patanjali, Gotamo Publishing, 2012
[2] Hager, C. Selbstreflexion, (2009). Pädagogische Hochschule Wien.
[3] Die Zeit, 04.02.2013: Ich habe Spass an der Steuererklärung